Ja, die „künstlerischen Drucktechniken“ sind immaterielles Weltkulturerbe geworden. Vor einem Jahr. Und seitdem protzt nun auch praktisch jeder Hobbydrucker damit herum, dass er Weltkultur betreibt. Meinetwegen. Schaden tut das ja nicht. Und dass Leute aus der Szene, die über Stärken im Fördergeldbeschaffen verfügen, sich darüber wie die Schneekönige freuen, ist ja auch verständlich. Ob das nun wirklich so ein riesiger Grund zur Freude ist, mit irgendwelchen Fastnachtsveranstaltungen und ähnlich skurillen Marotten von Teilen der Menschheit in einen Topf geworfen zu werden? Ich hab mir mal die Liste dieser Weltkulturgüter angesehen und fand sie reichlich beliebig. Irgendwelche ernstzunehmende Kriterien sind nicht erkennbar, obwohl dafür sicherlich reichlich Papier beschrieben wurde. Aber mir ist ja nicht einmal klar, wo „künstlerische“ Drucktechnik aufhört und „nichtkünstlerische“ losgeht. Ist mir ja auch egal.
Aber etliche Kollegen freuen sich und glauben, die restlichen Menschen werden nun aufmerksamer unser Tun verfolgen.

Deshalb wird nun der Jahrestag der „Titelverleihung“ gefeiert. Irgendjemand hat beschlossen, dass der 15. März jetzt der „Tag der Druckkunst“ sein soll. Ob das nun jährlich wiederkehrend der 15. März sein soll oder ob es nur ein einmaliger „Event“ wird, hab ich nicht erfahren. 2019 ist der 15. März ein Freitag. Ziemlich blöd für „Tage der offenen Tür“ und ähnliche Festivitäten, zumindest wenn man normal arbeitende Menschen als Zielgruppe anpeilt. Das hielt aber den BBK als Vertreter der Künstlerschaft in diesem Lande nicht davon ab, landesweit zu Aktionen und Aktivitäten aufzurufen. Nun ist der BBK den meisten unserer normalen Mitbürgern höchstwahrscheinlich gar kein Begriff und auch noch nie einer breiteren bundesweiten Öffentlichkeit als Veranstalter besonders populärer Vergnügungen aufgefallen. Deshalb beschränkt sich der BBK vernünftigerweise auch darauf, auf seiner Website auf den Tag hinzuweisen und alle Mitglieder und sogar Nichtmitglieder einzuladen, ihre diesbezüglichen Veranstaltungen in einer Datenbank auf dieser Webseite aufzulisten. Wieviel Aufwand das für den BBK macht, kann ich nicht einschätzen.

Aber irgendwer muss noch Geld (oder zumindest Kapazität) übrig gehabt haben. Ich weiß nicht wer. Dieser Anonymus hat ein Logo für den Tag geschaffen.
Und das nun bestärkt mich in meiner schon lange gepflegten Meinung: es ist in den allermeisten Fällen besser kein Logo zu haben als ein schlechtes. Denn dieses „Logo“ ist nun wirklich eine grafische Katastrophe. Das mag bei einem Fleischer oder Angelverein nicht so schlimm sein, aber ausgerechnet zum Thema „Druckkunst“ ist es einfach blamabel.

Strenggenommen ist es ja kein Logo, sondern eine Wortmarke. Das allein ist ja nicht verkehrt. Schlimm ist die Ausführung. Da hat also jemand eine auf abgenutzt getrimmte Schreibmaschinenschrift genommen und daraus „Tag der Druckkunst“ mit Datumsangabe gesetzt. Es gibt viele Schriften, die dem Inhalt des Textes entsprechen könnten: feine englische Schreibschriften der Lithografen oder klassische Druckschriften der Hochdrucker beispielsweise. Eine verrotzte „Monospaced“ aber sicher nicht. Aber bei der braucht man sich auch nicht um irgendwelche Buchstabenabstände scheren, Versalausgleich gibts da – gottseidank! – auch nicht. Falls der Designer davon jemals was gehört haben sollte. Es ist doch aber eine großartige Erkenntnis, dass „Druck“und „Kunst“ genausoviele Buchstaben beinhalten.
Die Schrift steht negativ weiß und orange auf einer schwarzen Fläche. Wollte der Designer damit seine Trauer über den Niedergang der künstlerischen Drucktechniken ausdrücken? Ist der schwarze Kasten die Mottenkiste der Geschichte? Oder wollte man einfach nur zeigen, was die modernen industriellen Drucktechniken besser als die klassischen künstlerischen können?
Die Datumsangabe lässt drauf schließen, dass der Designer offenbar Buchhaltungserfahrung hat. Aber nicht jeder Buchhalter kann erfolgreiche Logos wie einst CocaCola erschaffen. Die Schreibweise mit vorangestellter Null … einen vernünftigen Grund dazu gibt es nicht.
Das Ganze beispielsweise auf einen Bauern übertragen: Man nehme ein paar schon angegammelte und aufgeplatzte Tomaten, packe die in eine möglichst abschreckende Plastikbox, klebe noch irgendwie ein Preisschild dran und werde dann erfolgreicher Verkäufer.

Mancher mag sich darüber wundern, wie man sich über „solche“ Kleinigkeiten aufregen kann. Aber eben auch genau solche Kleinigkeiten machen den Unterschied zwischen Druck-Künstlern (zu denen ja auch im erweiterten Sinne die Grafiker zählen) sowohl in „künstlerischen“ wie auch anderen Drucktechniken und … Stümpern.
Umso trauriger, dass das beim BBK (oder wer auch immer über dieses „Logo“ entschieden hat) niemand, nicht einmal ein Künstler, gemerkt hat.

Im Übrigen: Schwarzdruck wird an diesem Tag – zumindest in diesem Jahr – nichts Besonderes veranstalten. In der Hauptsache wegen des sehr ungünstigen Termins. Ein bißchen aber auch wegen dieses „Logos“.