Über uns

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Wir drucken Literatur und kritisch-pessimistische Hilfestellungen zum Zeitgeschehen in Form von Büchern, Einblattdrucken, Kalendern und Postkarten.

1990 begann die Edition als »bibliophile« Handpresse. Der Name »Schwarzdruck« lag nahe, weil das erste Buch – »Dichters dichte Gedichte« von Steffen Mensching – eigentlich ein Schwarzdruck war, der erst nach seinem Erscheinen vom Autor freundlicherweise legalisiert wurde. Ein »richtiger« Verlag wurde die Edition 1999 mit dem ersten im Buchhandel erhältlichen Taschenbuch. Den Anstoß dazu gab Arthur West, der sich beklagte, dass bei Schwarzdruck erscheinende Pressendrucke zwar sehr schön, aber eben auch nicht billig und so langwierig in der Herstellung wären … Und da das technische Knowhow zur Produktion „normaler“ Bücher sowieso schon vorhanden war, sprach nichts dagegen

Das literarische Programm ist ganz einfach: Texte, die der Verleger wichtig und gut findet – unabhängig von vermuteten Verkaufschancen. Schwarzdruck kann sich das erlauben, weil Schwarzdruck tatsächlich unabhängig ist. Wir verlegen also Bücher für Erwachsene, die sich mit unserer Gesellschaft und unserer Geschichte beschäftigen. Schwarzdruck ist links – ohne dogmatisch irgendwelchen Parteilinien zu folgen. Schwarzdruck ist  »ausm Osten« – ohne die DDR ostalgisch zu verklären oder neudeutsch zu verdammen. Wir stehen für differenzierte und vielschichtige Betrachtung. Und sind und bleiben damit ganz bewußt ein sehr kleiner, aber feiner Verlag.

In der Prosa schätzen wir Autoren, die etwas zu erzählen haben und die erzählen können. Lyrik ist Geschmackssache – wir drucken nur die, die uns gefällt, ohne das begründen zu wollen. In unserem „schöngeistigen“ Bereich verlegen wir dem entsprechend entdeckenswerte Erst- und erhaltenswerte Wiederveröffentlichungen vorwiegend deutschsprachiger Autoren.

Beim Sachbuch haben sich im Laufe der Zeit drei Schwerpunkte im Verlagsprogramm herausgebildet: Kultur- und Literaturgeschichte mit einer gewissen Betonung auf die DDR; alles rund um das Thema Zirkus und Artistik und einiges zum Thema Druckgrafik, Druckgeschichte, Typografie und Kunst.

Unsere Unabhängigkeit sichern wir uns mit Auftragsarbeiten – Grafikdesign, Buchgestaltung, Satz, Druck und Herstellung von Druckerzeugnissen für andere. Das erfordert Zeit, weshalb sowohl die Anzahl der machbaren Titel als auch die Möglichkeiten zur Vermarktung unserer Bücher stark eingeschränkt sind. Der Verlag wird also nicht reich damit, die Autoren und alle anderen Mitstreiter ebensowenig. Hier wird noch mit viel Idealismus und Enthusiasmus gearbeitet, was man den Büchern hoffentlich anmerkt.

Unsere Freude am Machen wünschen wir nun Ihnen beim Lesen, Betrachten und Genießen!

Marc Berger

Die Edition ist eigentlich ein „Einmann-Verlag“ von Marc Berger. Aber ohne die Unterstützung von Familie, Freunden und Kollegen würde dieser Verlag natürlich nicht funktionieren.

So ist Christel Berger nicht nur Autorin, sondern auch Herausgeberin der EEE-Reihe, Kontaktperson zu vielen Autoren, maßgebliche literarische Beraterin und damit die Cheflektorin im Haus. Roland R. Berger ist gewissermaßen der Hausgrafiker, dank der zahlreichen Grafiken für Umschläge und Illustrationen, die er mittlerweile beigesteuert hat. Bärbel Mundt, Sigrid Brennemann und Gisela Winkler helfen beim Lektorieren. Ohne Thomas Siemon wäre die Buchdruckwerkstatt – und damit die bibliophile Produktion – undenkbar. Genausoviel verdankt Schwarzdruck Ulrich Jahnkes unendlicher Geduld und Hilfe bei der Internetpräsenz. Und auch Undine Schneider ist eine ganz wichtige Hilfe beim „Alltagsgeschäft“.

Und ohne seine Autoren – die es auch nicht immer leicht haben mit so diesem manchmal nicht einfachen Verlag und Verleger – wäre der Verlag natürlich keiner!

Last but not least sei hier auch an für den Verlag ganz wichtige Menschen erinnert, ohne deren Einflußnahme vermutlich vieles ganz anders gelaufen wäre und die mittlerweile leider nicht mehr unter uns weilen: Wolfgang Holtz (der maßgeblich „schuld“ war, dass Marc Berger überhaupt Setzer, Drucker, Buchgestalter und letztendlich Verleger wurde), Dieter Wagner und Lothar Micklei (die die Gründung der Handpresse anregten und unterstützten), Arthur West (der den Anstoß gab, die Handpresse zum Verlag zu erweitern) und Hansjörg Schneider (der die Sachbuchabteilung initiierte). Ihr Geist zumindest schwebt noch immer durch die Verlagsräume …


Es kommt mir so vor, als wäre es Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts gewesen, als mich ein junger Drucker ansprach, er würde gern mit einigen meiner Gedichte typographisch experimentieren und sie anders setzen, als sie in meinen Gedichtbänden abgedruckt waren. Leichtsinnig (oder betrunken) wie ich damals war, stimmte ich zu, nicht ahnend, dass der junge Mensch durchaus professionelle Ansprüche hatte und aus seiner Passion irgendwann ein Gewerbe machen würde. Es ging ihm nicht um Profit oder Ruhm, es ging ihm – und das ist allen Wenden und Veränderungen zum Trotz so geblieben – um die Sache, die Sache des Wortes und der Literatur. Man würde gern meinen, dass dies bei einem Verleger nur normal sein dürfte, man weiß allerdings, dass auf diese Annahme kein Verlass mehr ist. Marc Berger ist ein Mann, der sich mit Leib und Seele der schwarzen Kunst verschrieben hat, ich kenne kein Druckwerk von ihm, das ich nicht gern in meinen Regalen wiederfinden möchte. Dankbare Umarmung.

Steffen Mensching
(2015, zum 25. Geburtstag der Edition)

 

 

Marc Berger hat 26 Freunde. Manchmal spielt er mit ihnen, manchmal stellt er sie in Reih und Glied auf, lässt sie tanzen, umfallen, klettern, kopfstehen. Seine Freunde heißen A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, X, Y, unf Z. Er inszeniert sie typografisch – auf Karten, Plakaten, in Büchern. Er setzt und druckt, bindet und verkauft seine Waren. Marc Berger ist im Kapitalismus angekommen und sein eigener Ausbeuter geworden. Dabei hatte alles so harmlos angefangen: Im damaligen Pionierpalast betrat der 13-jährige Marc erstmals eine Setzerei, setzte mit der Hand seine ersten Worte und wollte fortan nichts anderes mehr machen als Drucksachen zu gestalten. Er lernte Drucker, arbeitete als Setzer und Verlagshersteller. Bis die Wende kam und die Entlassung. Berger schlug sich von Druckerei zu Druckerei durch, arbeitete bei verschiedenen Verlagen. Schon 1990 hatte er in Westberlin den Handpressenkünstler Dieter Wagner kennengelernt. Berger, der aus einem kleinen Land kam, das jeder Vervielfältigungsmöglichkeit argwöhnisch gegenübergestanden hatte, staunte. »Das war völliges Neuland für mich, daß jemand von Hand wirklich allein ganze Bücher herstellt«, erinnert sich Marc Berger an die erste, folgenreiche Begegnung. Die ganze Nacht zeigte Wagner ihm seine Schätze, Berger war klar: Das will ich auch machen. Sein damaliger Chef ließ ihm die Möglichkeit, nach Feierabend die Technik zu nutzen, Berger machte sein erstes Buch in einer 222er Auflage: Gedichte von Steffen Mensching. Und er schuf den V.E.B. Schwarzdruck, den »Vollstrecker Erbarmungslosen Buchdrucks«. Als 1996 mal wieder Schluß mit einer Firma war, machte sich Marc Berger mit seinem Schwarzdruck selbstständig. Die Druckerei mit den Handpressen und Setzkästen wurde in Hohen Neuendorf eingerichtet. Das ehemalige Wochenendhäuschen der Eltern wurde zur Druckerei und bald zu eng. So kaufte Berger einen alten Kornspeicher und will ihn ausbauen. Aber das kostet Geld – und Geld verdient sich mit handgemachten Büchern, Plakaten, Drucken, Festblättern oder Visitenkarten mehr als mühsam. So sammelt sich in dem Granseer Backsteinbau erst einmal alte Technik, werden Setzkästen mit Bleibuchstaben vieler Schriftarten – Baskerville und Bravour, Thannhaeuser und Schwabacher, Berliner Grotesk und Leipziger Antiqua – gehortet. »Später gibts keine Ersatzteile« weiß Marc Berger. Und deshalb fahndet er weiter nach Holz- und Bleischriften, Maschinen, Matrizen und Schriftstempel. Geschenkt oder preisgünstig. Da sucht er auch eine Schnellpresse mit drei Auftragswalzen und stabilem Zylinder, am liebsten eine »Victoria 800«. Die Bücher – in Auflagen von 50 bis 700 Exemplaren gedruckt – finden ihre Käufer mühsam. Die Internetseite ist immer noch Baustelle. »Wir haben ein Stammpublikum, das wir erreichen. Wir suchen neue Kontakte auf speziellen Messen« erklärt Marc Berger, dem das Kaufmännische so gar nicht liegt. Er will lieber Bücher machen. So wie derzeit, mit Spaß und mal wieder unter Hochdruck. Denn im Mai sollen zwei neue Bücher fertig sein, dann fährt Marc Berger nach Mainz zur 18. Minipressenmesse, wo sich Kleinverleger und Handpressendrucker vorstellen. Mit einer grafischen Abrechnung zur »Quote« und mit einer modernen Nibelungen-Zeitungsausgabe, deren Seite 1 titelt: »Gemetzel bei Etzel«. Das verrät eine wesentliche Seite von Marc Berger: für ihn ist Humor eine Produktivkraft. Davon künden seine politisch-witzig-bissigen Karten mit Sprüchen wie »Im Westen ist auch nicht alles gut« oder seine Beiträge zu »Die 100 Wörter des Jahrhunderts« – da steht das Wort Blockwart, natürlich in Blockbuchstaben, aus dem O späht ein Auge; die Buchstaben der »Planwirtschaft« liegen plan, also flach und umgefallen auf dem Boden, einer roten Linie. Neben der heiteren beherrscht Berger aber auch die ernsthafte Gangart. Seine illustrierten Bücher und seine Taschenbuchreihe bieten Texte von Anna Seghers, Wolfgang Kohlhaase, Christoph Hein, Waldtraut Lewin und anderen. »Unsere Texte sind deutschsprachig, weil wir das am besten verstehen. Schwerpunkt ist die DDR-Literatur, weil wir die am besten kennen.« erklärt Berger sein Produktionsprofil. Daneben ist er offen und neugierig auf neue Begegnungen. So stieß er auf die Texte und Lyrik von Arthur West, einem jüdischen Kommunisten aus Wien, von dem er schon drei Gedicht- und Textbände herausgegeben hat. Die Zeichnung auf dem Titel stammt von Roland Berger, dem Vater Marc Bergers, der viele seiner Bücher illustriert und mit vorzüglichen Holzschnitten versieht. Auch die Freundin Undine Schneider illustriert, die Mutter und Literaturwissenschaftlerin Christel Berger schreibt Vorwörter. Eine Art Familienunternehmen ist entstanden. Und weil Marc Berger das Wort liebt, liebt er auch einen, der vorzüglich mit Worten umzugehen verstand. »Handreichung zum Goethe-Jahr« nannte er seinen schmalen Band mit Zitaten des Meisters. Nach dem ersten Umblättern stößt man auf den schönen Satz: »Das ganze Leben/besteht aus/Wollen und/Nicht-Vollbringen,/Vollbringen und/Nicht-Wollen.« Marc Berger will und vollbringt. Die Ideen und die Kraft dafür bringt er immer wieder auf, weil er Hoffnung in seinen alten Beruf hat, weil er für kunstvolle und künstlerisch gestaltete Bücher eine Zukunft sieht. Weil er auf Menschen setzt, die solche Bücher lieben und nicht nur auf den Computer setzen. Der Computer hat schließlich nur zwei Freunde: 1 und 0.

Fröhlich sein und Drucken – 15 Jahre Edition Schwarzdruck
Marlies Schnaibel in der »Märkische Allgemeinen«, 19. April 2005

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