Mein Herz brüllt wie ein rotes Tier

Gedichte 1916-1966 von Pablo de Rokha
Mit einer Auswahl von Gedichten von Winett de Rokha

     
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„Mein ganzes Werk ist tragisch-dionysisch, vulkanisch, insular, dramatisch-ozeanisch, wie auch der amerikanische Kontinent.“ So beschrieb Pablo de Rokha sein literarisches Werk. Wer nun neugierig geworden ist, kann hier – erstmalig auf Deutsch – reinlesen. In dieser deutsch-spanischen Ausgabe wird ein weiterer großer Dichter aus Chile vorgestellt, in dem es eben nicht nur Pablo Neruda gab. De Rokha, ein offensichtlich sehr selbstbewußter Mann mit wirklich bewegten Lebenslauf und großem Einfluß auf die gesamte lateinamerikanische Lyrik, ist allerdings undenkbar ohne seine Frau Winett. Und deshalb wurde in diesem Band auch eine Auswahl ihrer Gedichte veröffentlicht. Dank der Unterstützung von chilenischer Seite nun schon der zweite hierzulande unbekannte chilenische Dichter (nach Gonzalo Rojas) als Entdeckung für deutsche Leser in der Edition Schwarzdruck.
Herausgegeben, aus dem Spanischen übersetzt und mit einem Vorwort versehen von Reiner Kornberger • Gransee 2020 • 276 Seiten • 13,5 x 22 cm • Hardcover mit Leseband • Scherenschnitt auf dem Umschlag von Roland R. Berger • ISBN 978-3-96611-006-8 • 25 Euro
Pablo de Rokha (1894-1968) ist der Begründer der literarischen Moderne in Chile. Mit mehr als vierzig Werken ist er einer der größten und zugleich unbekanntesten Lyriker Lateinamerikas, da er in seiner ästhetischen und politischen Kompromisslosigkeit zu Lebzeiten mehr Feinde als Freunde erwarb. Seine Werke verlegte und vertrieb er selbst, so dass sie nach seinem Freitod zunächst nicht mehr zugänglich waren. Doch seit mehr als zwei Jahrzehnten gibt es eine machtvolle de Rokha-Renaissance, die sich in Neuauflagen, akademischen Studien, Vertonungen, Festivals und Übersetzungen ins Englische, Russische und nun auch ins Deutsche ausdrückt. Die Anthologie des Bremer Hispanisten und Übersetzers Reiner Kornberger unternimmt zudem den Versuch, auch auf das Werk von Pablos Ehefrau, Winétt de Rokha, hinzuweisen, der ersten weiblichen Avantgardestimme Lateinamerikas.
Reiner Kornberger studierte Romanistik (Spanisch, Französisch und Portugiesisch) und Germanistik. Von 1976 bis 2013 arbeitete er als Spanischlehrer am Gymnasium und an der Universität. Im Jahr 2003 promovierte er zum Dr. phil mit einer Arbeit über »Zion und der Zionismus in der jüdisch-argentinischen Literatur«. Er ist ein ausgezeichneter Kenner der Kulturen und der Literaturen des südlichen Südamerikas. Reiner Kornberger hat sich als Übersetzer von Lyrik, Erzählungen und Romanen hervorgetan. Er ist der deutsche Übersetzer des chilenischen Dichters Gonzalo Rojas. Aus der argentinischen Literatur hat er neben Erzählungen vor allem Romane von Mempo Giardinelli, Celia Curatella, Hector Tizón und Ricardo Feierstein übertragen.
 Der Reisende seiner selbst

 

Ich steige über Leichen von Geliebten und Gräber,
vollgestopft mit Vergangenem,
und grässlich bedeckt mich das Haar
der großen verschluckten universellen Totengruft.

Ich häufe auf mein exorbitantes Ich
die Illusion eines blutenden Gottes,
denn ich bin ein lärmendes Spektakel und
ein Machoheiliger außer Rand und Band.

Meine Liebe beißt dich wie ein goldner Hund,
doch zeig ich dich auf meiner goldnen Kruppe.
Winétt, wie eine Blume aus fremdem Land.

Denn ohne dich hätte ich niemals entdeckt,
einem Wasserkrug in trockner Wüste gleich,
die uralte Mine meiner Poesie.

(Cosmogonía, 1922-1927)

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