Auszeit in Neapel

Eine Liebesgeschichte

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Eine deutsche Reisegruppe auf Bildungstour in und um Neapel: Bildungsbeflissene nervende Paare, in der Mehrzahl Wessis, wie es komischer kaum geht. Nur die beiden nicht mehr ganz jungen Einzelreisenden Eva Stadler und Fred Schwichtenberg, beide aus unterschiedlichen Hemisphären stammend (aber aus welchen?), fallen aus dem Klischee und erleben unter italienischem Himmel die Liebe. Dabei geht es nicht ohne Lügen, Verwechslungen, Rätsel, Offenbarungen und natürlich Sinnlichkeit. Bernd Schirmers neuer Roman steckt voller Überraschungen, Humor und Weisheit.

ISBN 978-3-935194-32-7 · Beschreibungen Wunderlicher Leidenschaften · No. 14 · Berlin 2010 · 192 Seiten · 12 x 20cm · Schutzumschlag mit einem Linolschnitt von Roland Berger · jede Auflage 333 numerierte Exemplare · 18 Euro  

Von Bernd Schirmer ist bei Schwarzdruck schon einiges erschienen – das Meiste waren allerdings Neudrucke von bereits veröffentlichten Texten. Dieses Buch ist eine Erstveröffentlichung. 

Es verschlägt einem den Atem, sagte jemand, und der hagere Mann neben ihm zuckte zusammen. Schließlich rief ein anderer mit volltönender Stimme: Neapel sehen und sterben. Das war unvermeidlich, das mußte einer von sich geben. Der hagere Mann zog erschrocken den Kopf ein und sah zu der Reiseleiterin hinüber, die das Gesicht leicht beschämt verzog, als wäre es wohl eher ihr zugekommen, diesen Satz auszusprechen. Pflichtschuldig deutete sie auf einzelne Gebäude, die im Gewirr der Häuser und Gassen aufragten, nannte die Namen von Kirchen, zeigte auf das Dach der Galleria Umberto I und auf das Castel Nuovo. Die meisten nickten bei jeder ihrer Erklärungen. Dann fotografierten sie. Erst den Vesuv allein, herangezoomt. Dann der Gatte die Gattin vor dem Vesuv, dann die Gattin den Gatten vor dem Vesuv. Schließlich ließen sich die Ehepaare gemeinsam von anderen fotografieren, mit dem Vesuv im Hintergrund. Lauter Ehepaare, von ihm, dem Hageren, und einer Frau in einem hellblauen Hosenanzug abgesehen, die wohl gleichfalls allein reiste. Nach den Fotoapparaten waren die Handys an der Reihe. Hörst du mich, rat mal, wo ich bin, kannst du mich hören, direkt vor dem Vesuv, Neapel ist einfach überwältigend, ist Post gekommen, hier sind über dreißig Grad, das Hotelzimmer ist soweit ganz passabel, haltet die Ohren steif. Der hagere Mann mit dem kurz geschnittenen, grauen Haar trat ein Stück zur Seite und war versucht, ebenfalls zu telefonieren. Er hatte das Handy schon gezückt, aber er steckte es wieder ein. Dann sah er noch einmal über die gewaltige Stadt, die sich streckte bis zum Vesuv hinüber. Es war ein wolkenloser, heißer Nachmittag. Er lächelte versonnen. Er konnte sich nicht sattsehen. Man kann sich nicht sattsehen, hörte er hinter sich. Er drehte sich um. Es war der hellblaue Hosenanzug. Sie sagen es, sagte er, leicht gereizt. Können Sie mich mal? Bitte? Sie lächelte und hielt ihm ihre Kamera entgegen, nachdem sie alles eingestellt hatte. Es war noch ein richtiger Fotoapparat, nicht digital, aber mit Zoom. Mit Vesuv? Mit.

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